Freizeit statt Arbeitsweg

Coworking-Spaces sind beliebt – auch auf dem Land

Coworking-Spaces

Von der «Hilfe zur Selbsthilfe» zum boomenden Geschäftsmodell: Überall im Land entstehen Coworking-Spaces.
Sie waren vor nicht allzu langer Zeit ein Mittel zur Selbsthilfe: Gebäude an teuren Lagen in Innenstädten konnten günstig zwischengenutzt werden – durch sogenannte Coworking-Spaces.

Von der Kreativ-Branche…

Für die Nutzerinnen und Nutzer ergab sich eine temporäre Möglichkeit, günstig an guten Lagen junge Geschäftsideen und kreatives Potenzial zu entwickeln. Für die Immobilien-Eigentümer war es eine interessante Möglichkeit, leerstehende Büroflächen zu bewirtschaften.

…zur Dienstleistungsbranche

Doch längst sind Coworking-Spaces nicht mehr nur für freischaffende Kreative interessant, sondern für die gesamte Dienstleistungsbranche. Der Sektor wächst und mit ihm auch die neu geschaffenen Stellen. So stieg laut Bundesamt für Statistik die Beschäftigungszahl zwischen dem letzten Quartal 2017 und Ende 2018 im Bereich «unternehmensbezogene Dienstleistungen» um 3.2%. Das entspricht 25’000 Beschäftigten.
Das Beschäftigungswachstum in diesem Bereich basiere zu einem grossen Teil auf sogenannten Mikrounternehmen mit einem bis neun Angestellten, so die Immobilien-Beratungsfirma Wüest Partner in ihrem jüngsten Immo-Monitoring. Diese Mikrounternehmen hätten ein immer stärkeres Interesse an einzelnen Büro-Arbeitsplätzen, die zudem zeitlich flexibel gemietet werden könnten.

Entwicklung der Anzahl Coworking-Spaces 2016 bis 2019

Deshalb sind Coworking-Spaces immer beliebter. Zwar haben Coworking-Spaces heute einen Marktanteil von unter einem Prozent am Büroflächenbestand. Doch die Zahl der Angebote hat sich seit 2016 fast verdreifacht. Mitte 2016 wurden noch 87 Coworking-Spaces gezählt. Zwei Jahre später waren es bereits 228 – und dies nicht mehr nur in den städtischen Zentren, sondern auch auf dem Land.

Coworking auf dem Land

Daniel Petermann lebt in Sursee und ist statt nach eineinhalb Stunden bereits nach 15 Minuten in seinem Büro. Der Elektroplaner arbeitet tageweise im Coworking-Space im Nachbardorf Oberkirch.
Er schätzt die Vorteile: «Es bleibt mehr Zeit für Familie und Freizeit.» Er beginne zwar zur selben Zeit seinen Arbeitstag, sei aber früher zuhause. Er könne sogar am Mittag mit der Familie essen. Das sei eine grosse Qualität.
Sein Arbeitgeber, die Ingenieur-Firma HHM, ermöglicht ihm diese Tätigkeit. Man sei als Dienstleistungsfirma darauf angewiesen, dass man gute Angestellte habe: «Die Mitarbeiter fordern das heute ein», sagt Tobias Müller, Mitglied der Geschäftsleitung. Sie müssten ihren Beruf in Einklang mit der Familie bringen, und wenn das durch Coworking-Spaces in der Wohnregion klappe, dann sei das auch ein Gewinn für das Unternehmen, so Müller.

Umkämpftes Geschäftsmodell

Wüest Partner rechnet damit, dass die Nachfrage nach flexiblen Arbeitsplätzen weiter stark zunimmt. Angesichts sich wandelnder Arbeitswelten, Trends wie Freelancing oder mobilem Arbeiten hätten Coworking-Spaces eine grosse Zukunft.
Das zeige sich auch daran, dass grössere Investoren eingestiegen seien. Coworking-Spaces seien heute eine fester Bestandteil der Büroraumentwicklung, so die Beratungsfirma. Neu würde Coworking neben dem Ziel eines gesunden Nutzungsmixes, auch aus Imagegründen eingesetzt. Damit könne man die Attraktivität bei Neubauprojekten steigern. Es sei, so Wüest Partner, eine zunehmende Konkurrenz unter Coworking-Anbietern zu erwarten.

Quelle: SRF vom 14.04.19, Marcel Niedermann und Luca Froelicher
Original: SRF, aus Tagesschau vom 09.04.2019, mit mehreren Videos ist hier.

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