Forscher raten: Wer seine Gehirnleistung verbessern will, sollte eine Sache nicht mehr tun
Sämtliche Bereiche unseres Gehirns vollständig zu erschließen und nutzen zu können — noch ist das reine Science-Fiction. Dennoch träumen viele Menschen davon, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.
Während wir darauf warten, dass der Traum irgendwann zur Wirklichkeit wird, können wir selbst aktiv werden. Das Gehirn ist ein komplexes und höchst faszinierendes Organ, das wir wie einen Muskel trainieren können. Wer das tut, hat nicht nur im beruflichen und privaten Leben einige Vorteile, sondern schützt sich auch vor Krankheiten.
In einer Studie untersuchten Wissenschaftler des Massachusetts General Hospital sogenannte „Superager“, Menschen die älter sind als 65 Jahre, die aber über die Gehirnleistung von Mittzwanzigern verfügen. Das Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob es einen sichtbaren Unterschied zwischen den Gehirnen der „Superager“ und normalen Gehirnen von Gleichaltrigen gibt, erklärte Lisa Feldman Barrett, eine der Autorinnen der Studie, der „New York Times“.
Für außergewöhnliche Leistungen müssen Sie bestimmte Bereiche Ihres Gehirns trainieren
Die Forscher fanden ihn tatsächlich: Während bestimmte Bereiche des Gehirns der „Superager“ verdickte Stellen aufwiesen, zeigten die normalen Gehirne diese Anomalie nicht. Die betroffenen Gehirnregionen waren allerdings nicht, wie man vermuten könnte, jene, die für kognitive Prozesse zuständig sind und sich mittels Kreuzworträtseln und Denksportaufgaben trainieren lassen (wie beispielsweise der laterale präfrontale Cortex). Vielmehr waren bei den Probanden jene Bereiche besonders ausgeprägt, die in Zusammenhang mit starken Emotionen stehen (wie der anteriore cinguläre Cortex und die Inselrinde).
Leider bedeutet das für Sie nicht, dass ihr Sie nur hin und wieder einen dramatischen Film ansehen müssen, der so richtig auf die Tränendrüse drückt, um Ihre Gehirnleistung lebenslang zu steigern. Sie müssen an etwas arbeiten. Sehr hart arbeiten. Wer also seine Gehirnleistung steigern will, sollte eine Sache nicht mehr tun: Aufgeben!
Komfortzonen verlassen
Was Sie unbedingt müssen: Komfortzonen verlassen. Der Trick ist, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Herausforderungen in der Größenordnung, die Ihnen zunächst ein eher schlechtes Gefühl geben — die Sie frustrieren, ermüden, an Ihre Grenzen bringen; ob physisch oder psychisch spielt dabei keine Rolle.
Die US-amerikanische Marine hat ein Motto, das als gute Zusammenfassung für das Prinzip dient: „Pain is weakness leaving the body“ (Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt). Der unangenehme Part der Anstrengung verwandelt sich später in etwas Positives: Mehr Disziplin, eine höhere Fitness, eine bessere Gehirnleistung.
Das bedeutet: Geben Sie sich nicht so schnell zufrieden. Angenehme Gedächtnis- und Rätselspiele wie Sudoku reichen nicht aus, um Sie zum „Superager“ zu machen. Lernen Sie eine neue Sprache oder ein Instrument, trainieren Sie für einen Marathon, machen Sie einen Online-College-Kurs, trainieren Sie Gesang, Theater oder Tanz für die Bühne. „Ihr müsst genug Anstrengung aufbringen, um ein bisschen Abscheu zu verspüren“, schreibt Feldman Barrett.
Also: Geben Sie nicht auf, wenn es schwierig wird. Machen Sie so lange weiter, bis es weh tut. Und dann noch ein wenig mehr. Sie werden belohnt!
Quelle: Business Insider Deutschland vom 29.04.2019